Aus der Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Schmieheim und Wallburg
Schmieheim liegt etwa 10 km südlich von Lahr am südlichen Ende des Ortenaukreises. Es ist Teilort der Gesamtgemeinde Kippenheim. Schmieheim liegt am oberen Ende der Vorbergzone unterhalb des Anstiegs zum Schwarzwald. Das milde Klima, der fruchtbare Lössboden und die sanften Hänge erlauben den Anbau von guten Weiß- und Rotweinen. Spezialitäten Schmieheims sind daneben Obstbranntweine und ein von Schmieheims Traditionsbrauerei Hieronymus gebrautes Bier.
Schmieheim wird urkundlich erstmals 1144 erwähnt, ein zweites Mal 1185 als Besitz des Klosters Trudpert im Schwarzwald. Sicher ist das Dorf älter und entstand aus einzelnen Höfen, die von Kippenheim her besiedelt wurden. Im Jahre 1439 wurde das Dorf an ein altes elsässisches Geschlecht, die Böcklin von Böcklinsau, verkauft. Ein Wappen im Chorfenster unserer Kirche erinnert daran. Unter dieser Herrschaft blieb Schmieheim 300 Jahre lang. 1608 bis 1610 ließ Bock von Böcklinsau das Schloss erbauen, das jedoch nur gelegentlich bewohnt war, so z.B. wenn Gericht gehalten wurde. Da die Böcklins früh der Reformation beitraten, wurde Schmieheim nach damaligem Brauch evangelisch und blieb es auch im Gegensatz zu den umliegenden Dörfern nach der Gegenreformation.
Die alte, im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kapelle »St. Nikolaus« stand außerhalb des Ortes. Der Name »Pfaffental« erinnert heute noch an den Standort, etwa dort, wo heute der alte Friedhof zu finden ist. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem auch Schmieheim zerstört wurde, bauten die Herren von Böcklinsau 1650 – der Zeitpunkt ist nicht völlig gesichert – eine neue Kapelle im Ortskern. Diese Kapelle bildet den heutigen Chorraum der Markuskirche. 1790 schuf der noch junge Orgelbauer Mathias Martin aus Münchweier für diese Kapelle sein erstes Werk, eine einmanualige Orgel, die heute noch, 1981 originalgetreu restauriert, erklingt. Das Kruzifix hinter dem Altar ist sehr viel älter und stammt etwa aus dem Jahr 1500.
1723 wurde Schmieheim kirchlich selbständig. Bis dahin musste die Gemeinde von Kippenheim aus versorgt werden. Die Ortsherren beriefen Leonhard Rösch als ersten evangelischen Pfarrer nach Schmieheim.
1711 fiel durch Heirat ein Teil der Rechte am Dorf an die Freiherrn von Waldner, die nach Kauf und Tausch schließlich im Jahr 1894 alleinige Herren in Schmieheim waren. 1925 erwarb die politische Gemeinde das damalsvom Zerfall bedrohte Schloss, das heute, renoviert und vielfältig genutzt, einen sehenswerten Mittelpunkt des Dorfes darstellt.Durch die Gemeindereform ist Schmieheim seit 1972 Ortsteil der Gemeinde Kippenheim. Im Ortsteil Schmieheim wohnen ca. 1250 Personen. Die Kirchengemeinde ist nach wie vor selbständig. Zu ihr gehören auch die evangelischen Christen in dem einst rein katholischen Nachbarort Wallburg, der Stadtteil von Ettenheim ist. In Schmieheim zählt die Kirchengemeinde ca. 750, in Wallburg ca. 140 Gemeindeglieder. Aufgrund der niedrigen Gemeindegliederzahl wurde die Schmieheimer Pfarrstelle auf eine halbe Stelle reduziert. Der Schmieheimer Pfarrer hatte bis 2002 zugleich eine halbe Stelle als Religionslehrer inne und ist seitdem Dekan des Kirchenbezirks.
Am Rande des Dorfes liegt der größte jüdische Verbandsfriedhof Südbadens, Hinweis auf eine ehemals große jüdische Gemeinde am Ort. Seit etwa 1700 siedelten Juden in Schmieheim. Die Erlaubnis zur Ansiedlung wurde von der Grundherrschaft willig gegeben, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Schon früh, ab 1777, war Schmieheim Sitz des Bezirksrabbinats Offenburg. Wann die erste Synagoge gebaut wurde, ist nicht festzustellen. Der Neubau der Synagoge wurde 1812 errichtet und ist heute – nachdem er nach dem 2. Weltkrieg zunächst als Fabrikgebäude genutzt worden war – ein Wohnhaus.In unmittelbarer Nachbarschaft zur Synagoge liegt der von der Kommune Kippenheim errichtete Neubau unseres Evangelischen Kindergartens. Er wurde im Juni 1998 eingeweiht und dabei nach dem letzten jüdischen Kind Schmieheims ”Hanna-Baumann-Kindergarten” genannt. Damit sollte der jüdischen Geschichte Schmieheims bleibend gedacht werden.Kurz darauf, im Juli 1998, wurde das neue Gemeindehaus der Evang. Kirchengemeinde Schmieheim und Wallburg nach einjähriger Bauzeit eingeweiht. Es ist direkt an das Pfarrhaus angebaut und bietet nach langen Jahren großer Raumnot den verschiedenen Gemeindegruppen endlich ausreichend Platz.